Dienstag, 11. August 2009

The hole

Löcher haben ja was Faszinierendes. Die Höhlenmenschen haben drinnen gewohnt. Für Hunde gibt es nichts Tolleres als Löcher zu graben und dafür nicht geschimpft zu werden. Schwarze Löcher kann man auf der Uni studieren und als Beruf machen - also drüber faseln, weil so richtig sehen tut mans ja nicht. Es wurden sogar Filme darüber gedreht. Ich bin als kleines Kind schon bei meiner Oma vor dem Haus auf der Straße gelegen und hab durch das kleine Loch im Kanaldeckel runtergeschaut in das schwarze Loch, das Größte war mein Eisstaberl runter zu schmeißen und zuzusehen wie es weggeschwommen ist. Auch die Kühle die da raufgestiegen ist, empfand ich als sehr angenehm (und entgegen der landläufigen Ortsüblichkeiten hat der Kanal nicht gestunken und auch Scheißhäufchen konnte ich damals keine beobachten). Höhlen finde ich nach wie vor sehr faszinierend, bin aber zu viel Schisshase um Höhlenforscher zu werden.
Also hab ich mir in meinem Garten 2 Löcher graben lassen, damit ich nun wieder rumliegen und runter schauen kann ;-)


Ich hab dafür eine Firma aus dem Burgenland kommen lassen und es hat mich ein wenig überrascht und überrumpelt wie schnell das alles ging. Letzten Freitag fand die Besichtigung statt, der Herr ging mit seiner Wünschelrute spazieren und sagte schließlich: "kdf aoenj wurhnf jsdjkaf fkqfn ojrmg vo MONTAG."
Ooooookeeeeeeee. Also wenn ihr auch nur Montag verstanden habt, dann gehts euch wie mir.
Ich bin ja jemand, der in Österreich schon viel rumgekommen ist und an diversen Ecken schon gearbeitet hat, so etwa hab ich meinen ersten Ferienjob im tiefsten Kärnten, in Afritz am See angetreten und das mit zarten 15 Jahren.

Und die Kärntner gelten ja wirklich als die Problemkinder der deutschen Sprache, aber noch vorher kommen die Tiroler und Vorarlberger, aber auch dieses Sprachstudium hab ich mit 16 hinter mich gebracht, nämlich hier:

Meine prägenden Erlebnisse, wie etwa das Putzen der Duschen mit Zahnbürsten, das erspar ich euch an dieser Stelle, aber ein Blick auf die HP des Hotels ließ einiges wieder aufleben *schauder*

Oh ich bin wieder mal vom Thema abgekommen.... Also der burgenländische Wünschelrutenmeister ließ mich wissen, dass sie bereits am Montag anrücken würden um mir 2 Löcher in den Garten zu graben. Das ließ mir grad noch das Wochenende Zeit um mal die ärgsten Hindernisse aus dem Weg zu schaffen. Frisch ausgeschlafen - oooookeeeeee - hundemüde stand ich am Montag um 8:00 auf der Baustelle "habt Acht" - wer nicht da war, waren die Burgenländer. Hmmmmm... vielleicht war MONTAG ja doch nicht der Wochentag sondern irgendein Geheimcode???
Nun ja, da hatt ich schon mal Urlaub genommen, Tonnen von Material hin und hergeschleppt, meinen kunstvollen Zaun aus Betongittern demontiert, ich wäre sehr enttäuscht gewesen, wenn das nur aufgrund eines fehlenden Wörterbuchs umsonst gewesen wär.
Aber um 9:15 rückte Gerät an, das hatte ich noch nie so aus der Nähe gesehen:

WOW. Ich habe mir das irgendwie anders vorgestellt, wenn die sagen "Brunnen graben", dann denke ich eher an sowas in der Art, also irgendwas Wildes, Abenteuerliches:

Aber der Kran mit der baumelden Schaufel dran? Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das Ding ein Loch in die Erde machen sollte. Aber das hat er mir ziemlich schnell bewiesen, rucki zucki sah mein Garten aus wie ein Quartier für riesenwüchsige Maulwürfe und zu den beiden bereits vorhandenen riesigen Schotterhaufen gesellte sich nun noch ein dritter und vierter.

Schon nach 3,5 Metern stießen wir auf Wasser, in die braune Suppe zu glotzen war mindestens genauso aufregend wie Gold zu finden. Coole Sache, dass das mit der Wünschelrute wirklich kein Gag war.

Tja und die Frage wie denn diese Betonringe in den Brunnen kommen, haben sie mir dann auch recht eindrucksvoll vorgeführt. Das große Schäufelchen wurde gegen ein kleineres getauscht und nachdem ein babylonischer Turm dieser Ringe aufgeschichtet war...


...wurde das kleine Schäufelchen genauso liebevoll reinplumpsen gelassen wie das große Schäufelchen.

Also mein babylonischer Turm sah so aus:

Fand ich aber auch schon recht beeindruckend. Und wenn das Schäufechlen (in dem locker ein Erwachsener Platz hat) in den Brunnen plumpst, dann sinken diese Ringe ruckartig nach unten, so als ob die Erde sie verschluckt. Ich will mir ja gar nicht vorstellen wer da unten so alles wohnt *grusel* und ich bin mir sicher, das eine oder andere Urzeitmonster ist auch dabei.

Zur Sicherheit hab ich mehrfach nachgeschaut ob eh keins raufkrabbelt und ich krieg auch einen versperrbaren Deckel *gg*

Das ist die eindrucksvoll Innenansicht meines eigenen Lochs *stolzbin* - ich finde es gäbe ja ein prima Tauchbecken ab, das Wasser hat angeblich 15-18 Grad, also ideal für ein Tauchbecken. Wenns mal nimmer mehr so grauslig braun ist, werde ich nochmal vorsichtig reinguggen :-)

Ja und dann hat der Bagger das Loch rundherum zugeschüttet und viel mehr als so ein Deckelchen guggt von den Tonnen von Beton nicht mehr raus.

Ich hatte übrigens den ganzen Tag über eine nette Unterhaltung mit dem burgenländigen Brunnenbauer, denn er ist ein sehr netter und ein sehr redewilliger Mensch - was wir geredet haben, kann ich euch aber leider nicht sagen, denn zum eindeutig einzigartigen Dialekt kam auch noch der Lärm des Baggers dazu - was da dabei raus kommt? Ich grinse freundlich und wenn er eine Pause macht, weil er auf eine Antwort von mir wartet, dann sage ich "ja" oder "mhm" - hat sich aber manchmal als falsch herausgestellt, weil er irgendwas anderes wissen wollte. Für Leute, die dieses speziellen Dialekts mächtig sind, wäre das sicher eine lustige Unterhaltung gewesen. Wahrscheinlich denkt er jetzt, ich bin ein bisschen beschränkt oder so *augenroll*
Lieb hab ich aber gefunden, dass er bei jeder neuen Schaufel Aushubmaterial geschaut hat, ob tolle Steine dabei sind und er sich dann 4 oder 5 Steine mitgenommen hat - soviel ich verstanden habe, hat er auf seiner Terrasse eine Sammlung von schönen Steinen, die er von diversen Baustellen mitbringt. Der muss eine äußerst verständnisvolle Frau haben, denn mir hat meine Mama schon das Steine sammeln verboten.

Und wer eine Runde in meinem Tauchbecken planschen möchte, der bringe Kletterzeug mit und ist jederzeit herzlich eingeladen.

XOXO Sandy

5 Kommentare:

  1. Hach, das ist ja mal wieder das pralle Leben bei dir! :-) Großartige Geschichte und fantastisch illustriert! Und das Loch sieht regelrecht schick aus. Du könntest Adventure-Inspirationskurse dort drin anbieten - wenn man sich da kopfüber reinhängen lässt, fällt einem bestimmt ne Menge ein... Und zur Verständnisproblematik: so ist es mir als Westfälin in Bayern auch schon gegangen. Köstlich! (meistens)

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  2. hahaha an Adeventure-Kurse hatte ich noch gar nicht gedacht! Da würde sich mein gesamtes Haus dafür anbieten *kicher* Tja und Manager zahlen für so ein Survival Training auch noch viel Geld - die Idee sollte ich im Hinterkopf behalten ;-)

    LG Sandy

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  3. Danke für diesen erfrischenden Einblick in deinen Alltag, die Geschichte gefällt mir.

    Erinnert mich an meinen Erstkontakt mit dem steirischen Jalousienmonteur vor 2 Jahren.

    'Wou wollensn dein Roullodn hin hobn'

    (Zur Auswahl standen die linke oder rechte Seite des Balkons)

    'Bitte auf die linke Seite'

    'Na, deis geiht oba neeet'....

    Als Problemkind der Deutschen Sprache musste ich ob dieser beinharten Logik aufgeben...

    Liebe Grüße
    Tanja

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  4. Na he aber immerhin hat er gefragt :-)))
    Das war jetzt die Retourkutsche der Kärntnerin gell?
    Was lasst denn deine Rollos auch von einem Steirer machen *kicher*
    LGSandy

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  5. Weil die Genossen es so wollten - Gemeindewohnung *g*

    Die Rollo ist dann eh links montiert worden - nach dem Sager hab ich kapituliert und meinem Dad das Feld überlassen. Er war überzeugender :)

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